10.10.2018

Alles anders oder: plötzlich Eltern

Durch die Geburt eines Kindes ändert sich – wie soll man es anders sagen – das ganze Leben. Ausschlafen, in Ruhe einkaufen, sich unbehelligt mit FreundInnen treffen, Zeitung lesen…, all das braucht nun Absprachen. Eine Freundin sagte mal als ich schwanger war, Eltern hätten nie Zeit. Damals lächelte ich milde und war mir so ganz sicher, bei uns wird das alles anders.

Doch fangen wir von vorne an. Bereits die Phase vor der Geburt erfordert schon einiges an Planung, wie sich das Leben mit Kind gestalten lässt und Entscheidungen stehen an. Wer wird ab wann wieder arbeiten, wer kümmert sich um den Nachwuchs? Wie steht es um die finanzielle Versorgung der Familie? Wann kommt das Kind in die Krippe oder braucht es das gar nicht? Eltern dürfen sich bewusst sein, dass sie selbst entscheiden, wie ihr Kind betreut wird. In jedem Fall wirkt es entlastend, sich von vertrauten, lieben Menschen unterstützen zu lassen. Dann die Geburt und da haben die werdenden Eltern eventuell andere Erwartungen mitgebracht, wollten „natürlich“ und selbstbestimmt entbinden. Vielleicht ist es ganz genauso geworden, möglicherweise auch nicht. In jedem Fall jedoch ändert sich spätestens jetzt einiges. Der kleine Mensch steht ganz im Zentrum der Liebe und Bemühungen und fordert Tag und Nacht Aufmerksamkeit. Müdigkeit und Überforderung sind dabei keine exotischen Erscheinungen, die gepaart mit unglaublicher Liebe für das kleine Wesen auftreten, um das wir uns manches Mal auch sorgen. Die Rolle des Elternseins, die Verantwortung für das Wohlergehen des Kindes, stellt neue Herausforderungen an die Alltags- und Lebensplanung und in ganz besonderem Maße an die Selbsteinschätzung der Eltern. Denn womöglich ändern sich Bedürfnisse oder die Belastbarkeit wurde falsch eingeschätzt. Dann ist es auch erlaubt, Entscheidungen zu revidieren, wenn sich kleine oder große Menschen überfordert fühlen. Abends noch mal in Ruhe gemeinsam zu reflektieren, ist meist recht produktiv (gerade auch die kindliche Perspektive miteinbeziehend).
Eine große Portion Gelassenheit ist dabei unbedingt ein guter Ratgeber: Wir müssen nicht immer alles gleichzeitig schaffen. Wenn es gelingt, den einen oder anderen eigenen Anspruch ein wenig herunterzuschrauben, ist oft schon viel getan. Für frisch gebackene Eltern ist es nach der ersten „Akutphase“ wieder wichtig, ein wenig Zeit für sich, die/ den PartnerIn oder FreundInnen einzuplanen. Einplanen, genau, das ist so das Ding. Dabei lohnt sich das in jedem Fall. Denn, wie heißt es so schön, es gibt ein Leben nach den Kindern (genau, wenn sie im Bett sind und viel, viel später dann auch noch). Es kann helfen, sich ins Gedächtnis zu rufen, dass die Eltern der Dreh- und Angelpunkt allen alltäglichen Funktionierens sind und dafür brauchen diese Ruhe und Zeit. Sich auf den Weg zu machen, eigene kreative Lösungen zu finden für den neuen Famlienalltag, mit dem sich alle wohlfühlen, ist hier die Herausforderung. Dabei dürfen für die Familie stimmige Entscheidungen ruhig einmal im Widerspruch zu gesellschaftlichen Trends und dem von Politik und Wirtschaft gewünschtem Verhalten stehen. Es ist wie sonst im Leben: Ganz reibungslos funktioniert es kaum. Gerade wenn die Kinder dann ein Jahr alt sind und ein Krippenbesuch geplant ist, fällt das Loslassen Kindern wie Eltern nicht leicht. Es ist ganz „normal“, dass dann alles nochmals durcheinandergerät, ein Prozess, der Zeit braucht. Für Kinder und Eltern ist deshalb ein Vertrauensaufbau in der Krippe unerlässlich, so dass die Erwachsenen ohne Sorge arbeiten gehen können. Die Eingewöhnung gestalten wir beim HVD Bayern individuell und vertrauensvoll, denn wir möchten, dass sich die Kinder pudelwohl bei uns fühlen. Die Erwartungen und Bedenken der Eltern sind dafür zentral.
Junge Familien leisten heute einen wertvollen Betrag zum Erhalt und zur Weiterentwicklung unserer Gesellschaft. Eine Leistung, für die sie größte Wertschätzung und Unterstützung verdienen. Das kann von der Familie, FreundInnen, Beratungsstellen
oder vom pädagogischen Team des HVD Bayern kommen. Uns ist es eine Anliegen, Eltern dabei zu unterstützen, tragfähige Lösungen zu finden und mit zur Bewältigung des Familien-Alltags beizutragen. Sprechen Sie uns gerne in Ihren Kitas darauf an!

Kristina Gauss/Andrea Nehr

(Fotos: Omar Lopez/unsplash, Simon Matzinger/unsplash)

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