Unterwegs auf dem Südfriedhof
Kinder erforschen historische Grabstätten und stellen Fragen zu Tod und Sterben
Die Kinder des Humanistischen Hauses für Kinder in Nürnberg Mögeldorf besuchten zusammen mit ihren Erzieherinnen den Südfriedhof in Nürnberg. Zuvor hatten sie bereits den Friedhof in Mögeldorf und den Tierfriedhof besichtigt.
Der Hintergrund dieser besonderen Ausflüge Kinder stellen immer wieder Fragen zu Themen wie Sterben und Tod. Um auch diesen etwas ungewöhnlichen Fragen gerecht zu werden, bemühen sich die Erzieherinnen, das Thema kindgerecht zu vermitteln. Und wenn im Kindergarten über Sterben und Tod philosophiert wird, werden die Fragen der Kinder ziemlich konkret. Das Interesse richtet sich dann auf Särge, Urnen und die Arbeit der Bestatter. Um diese Fragen fundiert beantworten zu können, suchen die Erzieherinnen Fachleute auf dem Friedhof oder bei einem Bestattungsinstitut auf. Dabei wird stets sorgfältig auf die Bedürfnisse und Sensibilität der Kinder geachtet, um alle ihre Fragen zu Tod und Bestattung behutsam zu beantworten.
Während ihres Ausflugs erfuhren die kleinen Forscher*innen unter anderem, dass der Südfriedhof bereits 800 Jahre alt ist und dass früher die Gräber mit dem sogenannten Nürnberger Schuh gemessen wurden. Der Nürnberger Schuh, eine Maßeinheit, die bis 1811 in Nürnberg offiziell verwendet wurde, entspricht etwa 30 Zentimetern. Die Gräber waren demnach 3 x 6 Nürnberger Schuh groß. Die Kinder lernten zudem, anhand der Bilder auf den Grabsteinen zu erkennen, wer dort begraben liegt, da viele von ihnen noch nicht lesen können.
Sie erhielten auch Informationen über das Grab von Albrecht Dürer, obwohl dieser dort nicht mehr begraben ist. Die Kinder durften Schriften und Bilder von den Gräbern auf Papier durchpausen.
Aus der Ferne konnten sie eine Urnenbeerdigung beobachten und erfuhren, dass früher wegen ansteckender Krankheiten die Menschen in der Kapelle oder Kirche getrennt saßen. Einmal im Jahr durften kranke und ansteckende Personen, wie Pestkranke, in die Stadt Nürnberg, um Geld zu sammeln. Dies geschah mit einem Abstandshalter und Musik. Zum Abschluss des Ausflugs durften die Kinder dieses Ritual als Rollenspiel mit Requisiten nachstellen.
Dieser lehrreiche Ausflug bot viele interessante Geschichten und trug dazu bei, die Themen Tod und Sterben ein wenig zu enttabuisieren.